automation in a new dimension

futronic schmiedet Industrie-4.0-Allianz

Gibt die Richtung vor: futronic-Vertriebschef Stephan Pies, Initiator der Kick-off-Veranstaltung zum Thema Industrie 4.0. (Foto: futronic/Hamdi Regaya)

Als Automatisierer beschäftigt sich futronic längst mit dem Thema Industrie 4.0. Jetzt legen die Steuerungsspezialisten den nächsten Gang ein. Im Schulterschluss mit strategischen Partnern wie die GLAESS Software & Automation GmbH und Jetter AG will futronic Know-how und Synergien bündeln und konkrete Kundenprojekte umsetzen. Zum Auftakt trafen sich Experten der drei Unternehmen vergangene Woche in Tettnang zu einer Fachtagung.

Industrie 4.0 mag ein revolutionärer Meilenstein sein, der Weg dorthin ist ein evolutionärer Prozess, in dem sich nicht nur die Entwicklungs- und Produktionsverfahren verändern, sondern die gesamte betriebliche Infrastruktur neu vernetzt und letztlich auch das Zusammenspiel mit Kunden und Partnern umdefiniert wird. Als Automatisierer beschäftigt sich natürlich auch futronic längst mit dem Thema Industrie 4.0 (siehe dazu ein Interview mit dem Fachmagazin Glass International). Hier haben wir in den vergangenen Jahren viel Know-how aufgebaut und Erfahrungen gesammelt. Das Ziel ist klar: In Sachen Digitaler Transformation ganz vorne mit dabei sein und zukunftsfähige Automatisierungslösungen entwickeln.

Gut auf der Maschinenebene
Klar ist aber auch: Allein ist das nicht machbar. „Wir sind gut darin, auf der Maschinenebene Sensorendaten zu erfassen, zu sammeln und über eine entsprechende Infrastruktur verfügbar zu machen“, erklärt Vertriebsleiter Stephan Pies. „Was wir nicht können: Diese immer größeren Datenmengen zu strukturieren, zu analysieren und nach relevanten Kriterien auszuwerten.“ Dafür braucht es andere Spezialisten.

Solche wie GLAESS Software & Automation mit Sitz im nahegelegenen Weingarten. Das Unternehmen entwickelt Software-Lösungen für die industrielle Automation. Künftig will Gründer und Geschäftsführer Frank Glaess den Fokus seines Unternehmens noch mehr darauf ausrichten, die Daten aus den Maschinen aufzubereiten, zu analysieren und nutzbar zu machen. „Auf Basis dieser Daten erlauben beispielsweise Produktionsleitsysteme (MES) auf der Prozessebene einen 360-Grad-Blick auf die jeweils aktuelle Produktions- und Qualitätssituation in der Fertigung und zeigen quasi in Echtzeit Optimierungspotenziale auf“, erläutert Software-Spezialist Glaess.

Gegenseitig unterstützen, Wissen aufbauen, Kundenprojekte angehen
futronic und Glaess kooperieren bereits seit rund zwei Jahren, mal mehr, mal weniger eng. Jetzt geht die strategische Partnerschaft in eine neue Runde. Ab sofort werden sich die Spezialisten der beiden Unternehmen intensiv unterstützen, gemeinsam Wissen aufbauen und in konkrete Kundenprojekte gehen. Mit im Boot ist auch die futronic-Mutter Jetter. Unter Federführung von Entwicklungsleiter Joachim Kittelberger werden die Jetter-Experten ihr Know-how und ihre Erfahrung etwa in Sachen Steuerungen und Antriebe, Maschinenvernetzung und Smart Factory, Datenmanagement und Visualisierung in die Allianz einbringen. Zum Auftakt trafen sich Vertreter von futronic, Jetter und GLAESS vergangene Woche in Tettnang zu einer internen Fachtagung ‚Industrie 4.0‘. Im Mittelpunkt der Vorträge stand vor allem der Austausch von Wissen und Erfahrung. In einem anschließenden Workshop ging es dann darum, wer in gemeinsamen Kundenprojekten mit welchen Kompetenzen welche Aufgaben übernimmt und koordiniert.

Ungeheure Dynamik
Wie kann die Zusammenarbeit in dieser Konstellation konkret ausschauen? Ein Beispiel: Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der digitalen Transformation und damit die Investitionsbereitschaft nehmen zu. „Wir bekommen immer mehr Anfragen dazu, da ist eine ungeheure Dynamik drin“, berichtet Glaess. Doch nicht jedes Unternehmen will und kann gleich den kompletten Maschinenpark austauschen; vielmehr gilt es beispielsweise, graduelle Unterschiede in heterogenen Produktionsanlagen auszugleichen: Nach einer Bestandsaufnahme werden die Maschinen, die bislang ohne auskommen, mit einer modernen Steuerung ausgerüstet, bei anderen wird schlicht die SPS angepasst – Stichwort Retrofit.

„Wir von futronic versehen also die Maschinen mit einer eigenen Intelligenz, bringen sie auf einen gemeinsamen Nenner und vernetzen sie untereinander“, erläutert Stephan Pies. Dann übernehmen die GLAESS-Leute: Sie stülpen dem Netzwerk eine sogenannte Verwaltungsschale (Asset Administration Shell/AAS) über, sozusagen der Dolmetscher zwischen einer realen Produktionsumgebung und dem digitalen Prozessmanagement. Die anfallenden Daten werden zum Beispiel in einer Cloud gespeichert, strukturiert und analysiert und etwa in einem Prozessleitsystem (MES) visualisiert.

Industrie 4.0: Patriotische Pflicht
Klar, dass dafür weitere Spezialisten gebraucht werden, etwa Systemhäuser, die über eine spezifische IT-Expertise verfügen, oder Anbieter von Cloud-Services. Die Industrie-4.0-Allianz, die futronic, Jetter und GLAESS jetzt geschmiedet haben, ist offen für weitere Partner. „Unser Ziel ist es unter anderem, ein Kompetenznetzwerk aufzubauen, das es uns ermöglicht, Kunden schnell und umfassend durch die digitale Transformation zu führen und ihre Produktionsanlagen fit zu machen für den globalen Wettbewerb“, konstatiert futronic-Vertriebschef Pies.

Abschließend machte Frank Glaess noch einmal deutlich, wie wichtig der Schulterschluss sei. „Die Chinesen beispielsweise haben unlängst eine Industrie 4.0-Agenda 2025 ausgerufen. Das setzt auch unsere Unternehmen gehörig unter Druck“, erklärt Software-Experte Glaess. „Es ist quasi unsere patriotische Pflicht, uns intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, unsere Expertise auszubauen und so dazu beizutragen, den Industriestandort Deutschland langfristig zu sichern.“